Schmiden bekommt "Musikbetonte Grundschule"
Ab dem Schuljahr 2026/27 haben Kinder ab der ersten Klasse einen gesetzlichen Anspruch auf Ganztagesbetreuung. Das stellt nicht nur die Grundschulen vor Herausforderungen, sondern unter anderem auch die Musikschulen. Wie diese Herausforderungen angegangen werden können, zeigt das Kooperationsprojekt der „Musikbetonten Grundschule“. Das Vorhaben der Musikschule Fellbach in Zusammenarbeit mit der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule, das ab dem kommenden Schuljahr beginnen wird, soll Kindern in der Ganztagesschule nachhaltig an die Musik heranführen. Auch die Gemeinderäte zeigten sich in ihrer Sitzung am Dienstag, 23.04.2024, restlos überzeugt von dem Konzept, das die beiden Schulleiter Matthias Kuch (Musikschule) und Kai Wiemers (Albert-Schweitzer-Schule) vorstellten.
Ganztagesschüler haben weniger Zeit zum Üben eines Instruments, wenn sie am späten Nachmittag müde nach Hause kommen. Das führt zu geringerem Lernfortschritt, weniger Erfolgserlebnissen und letztlich zu sinkenden Schülerzahlen bei Musikschulen. Grundschulen kämpfen, wie viele andere auch, mit dem Fachkräftemangel. Oftmals unterrichten fachfremde Lehrer Musik. Der neue Ansatz in Schmiden: die „Musikbetonte Grundschule“. Dabei soll es eine enge Verzahnung zwischen dem schulischen Unterricht und den Musikschulangeboten geben. Die Kinder werden dabei Musik als wesentlichen Bestandteil ihres Wochenplans erleben. Dazu gehört auch das betreute Üben. Für das Üben werden Kabinen aufgestellt, die zum Schallschutz dienen, damit der übrige Unterricht nicht gestört wird.
Der Clou am Konzept: „Jedes Kind macht mit“, erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Denn die Teilnahme ist in den ersten beiden Klassen kostenlos. In der 1. Klasse beginnen die Kinder mit der Musikwerkstatt. Im darauffolgenden Schuljahr gibt es die Instrumenten-Entdecker und den Klangkosmos. In der 3. und 4. Klasse folgt eine Aufteilung in eine Musikklasse, in der die Schwerpunkte Instrumentalunterricht, Klassenensembles sowie betreutes Üben sind. Ab hier ist die Teilnahme kostenpflichtig und orientiert sich an den Preisen der Musikschule für regulären Unterricht. Bei Dreiergruppen sind dies etwa 60 Euro im Monat. Mit einer Bonuskarte zahlen Familien jedoch nur 15 Euro. Zusätzlich gibt es eine andere Klasse mit alternativem Profil.
Das Projekt wird in Absprache mit dem TSV Schmiden entwickelt, der bisher die Ganztagesbetreuung an der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule gewährleistet. Es soll dessen Angebot ergänzen, aber nicht ersetzen. Zudem ist es mit dem Musikverein Lyra Schmiden abgestimmt.
Als „Sternstunde“ in seiner Arbeit als Gemeinderat bezeichnete Dr. Stephan Illing (Grüne) die Vorstellung der „Musikbetonten Grundschule“. Es gehe darum, Kindern Freude an der Musik zu vermitteln. Diese verbinde nicht nur die Menschen, sondern fördere auch das Selbstbewusstsein und die Disziplin. Martin Oettinger (FW/FD) sprach von einer Win-win-Situation für alle und hob den zeitlichen Vorteil für Eltern und Kinder hervor. „Ein zukunftsweisendes Projekt“ mit einem großen Plus für die Kinder und einem Mehrwert für die musiktreibenden Vereine in Schmiden, attestierte Ruth Lemaire (SPD). Auch Hans-Ulrich Spieth (CDU) lobte die Kooperation und nannte sie ein „innovatives Modell“. Er hofft zudem, dass dadurch mehr Anfänger mit dem Musizieren weitermachen würden, da dies häufig am regelmäßigen Üben scheitere.
Erfreut über den großen Zuspruch zeigten sich die beiden Schulleiter. Kuch betonte, dass er auch noch Herausforderungen sehe, die aber sicher gelöst werden könnten. Wiemers ist überzeugt, dass das Projekt weit über die Stadtgrenze hinaus seine Ausstrahlung haben werde, da es eine solche Kooperation gerade in Verbindungen mit dem betreuten Üben im ganzen Rems-Murr-Kreis und vermutlich weit darüber hinaus noch nicht gebe.